Handyverbot?!

Der erste Elternabend im Jahr ist an der csbern jeweils der Weiterbildung gewidmet. Dieses Jahr haben wir uns dem Thema Medien gewidmet. Aktuell dreht sich in der öffentlichen Diskussion vieles um Handyverbote an Schulen. Einige Schulen haben schon so ein Verbot eingeführt. Wie reagieren Schüler/innen, Eltern und Lehrpersonen?

Wir wollten aber nicht nur über den Sinn und Unsinn eines Handyverbots diskutieren, sondern uns fragen, wie wir als Eltern unsere Kinder im Umgang mit Medien begleiten und sie zur Medienmüdigkeit führen können. Zu diesem Thema haben wir Angela Indermaur eingeladen. Sie ist unter anderem zertifizierte Neufeld Kursleiterin und hat das Thema auf dem bindungsbasierten Entwicklungsansatz nach Gordon Neufeld aufbereitet. Die Grundpfeiler dieses Ansatzes sind die Begriffe Bindung, Reife und Emergenz.

Für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinder von Anfang an eine gute und stabile Bindung zu den Eltern und anderen erwachsenen Personen. Sie stillen den natürlichen Hunger nach Bindung und Zugehörigkeit und schützen die Herzen der Kinder. Sichere Bindungen sind die Basis für eine gesunde Reifung. Zur Reifung müssen die Kinder in Kontakt sein mit ihren Gefühlen und Emotionen. Schliesslich geht es um Emergenz, die Fähigkeit, mit sich selbst etwas anfangen zu können und aus sich selbst Ideen zu entwickeln und zu verfolgen.

Ungesunder Gebrauch von (sozialen) Medien kann nun dazu führen, dass die Entwicklung der Kinder in diesen drei Bereichen gestört wird. Wenn zum Beispiel 10- bis 12-jährige Kinder über soziale Netzwerke ihren Bindungshunger bei ihren Klassenkameraden stillen. Damit bauen sie zu starke Bindungen zu Gleichaltrigen auf, welche zugleich sehr viel Verletzungspotenzial beinhalten.

„Bevor sich Kinder im wirklichen Leben nicht tief binden konnten, bietet die digitale Welt nicht das, was sie wirklich brauchen, nämlich eine tiefe und sichere Bindung an eine fürsorgliche, erwachsene Person“ (Gordon Neufeld)

Als Eltern ist es also unser Aufgabe dafür zu sorgen, dass unsere Kinder eine stabile Bindung zu uns aufbauen können um sie auf dem Weg zur (Medien)Mündigkeit begleiten zu können. Zwei praktische Tipps, die uns dabei helfen können:

  • Wir müssen die sozialen Medien, ihre Chancen und Riskien und vor allem auch deren Funktionsweise kennen, um mitreden zu können. Wir müssen kompetent sein und wenn möglich den Kindern einen Schritt voraus.
  • Regeln bzw. einen Handyvertrag sollte man vereinbaren, bevor das erste Handy im Haus ist bzw. bevor es Probleme gibt.

Während die einen Eltern mit kleineren Kindern dankbar für die Tipps waren, kam der Abend für die Eltern von grösseren Kindern bzw. schon jungen Erwachsenen etwas zu spät. Aber irgendwann kommen ja dann allenfalls Grosskindern, bei denen man die Erkenntnisse anwenden kann.

 

Weitere Infos zur Referentin sind auf Ihrer Website zu finden: https://www.anker-platz.ch/