Unsere 9-teler in Sizilien

In der letzten Juniwoche weilten unsere 9-teler zusammen mit drei Begleitpersonen in Sizilien auf Abschlussreise (siehe dazu auch unseren Beitrag vom 4. März). Lesen Sie hier den Bericht ihrer erlebnisreichen und bewegenden Zeit mit Menschen auf der Flucht.

Tage 1 bis 3

Nach erfolgreicher Hinreise mit nur einem zu grossen Handgepäck ? (offensichtlich machen die Easy-Jet Angestellten einen guten Job) kamen wir in sonnigen Sizilien an. Sofort war klar: in Italien verläuft der Verkehr entlang zahlreicher Oleanderbüsche immer noch lautstark und hektisch.  Unsere Gastgeber Enos & Margherita Nolli empfingen uns herzlich und wir genossen das wunderschöne Hauptquartier von GiM (Gioventù in Missione). Die letzte Zurüstung für die Begegnungen mit den Flüchtlingen konnte beginnen.

Am kommenden Tag – bei der Rückkehr vom Markt – erwartete uns eine Überraschung: drei kleine Hunde, welche jemand im Garten des Zentrums ausgesetzt hatte.  Die Aufregung war gross und wir waren natürlich sofort dabei, als es darum ging, die Hundebabies mit Milchwasser zu füttern und sie zu hätscheln. – «Suchet der Stadt Bestes» manifestierte sich in Form einer Park-Reinigungsaktion. Anja Kellner, Stefan Bichsel und ich waren extrem stolz auf unsere Neunteler, welche sich voller Elan in die Arbeit stürzten und Dutzende von Kehrrichtsäcken füllten und einen halben Meter hohen Hundekotberg abtrugen. Am Schluss sah der Park wieder richtig schön und ansprechend aus.

Kathrin Bestler

 

Tage 4 bis 6

Bis anhin wussten wir gar nicht, dass man Brioche mit Eis zusammen essen kann. Dass dies eine sizilianische Spezialität ist, haben wir am Sonntag unter Sonnenschirmen herausgefunden. Eine unserer Lieblingssorten: Granita mit Maulbeeren. Es kann sein, dass uns Gott durch diese kalte Ablenkung vor Schlimmem bewahrt hat, denn an der diesjährigen Rally, welche wir eigentlich anschauen wollten, sind sieben Personen verletzt worden.

In brütiger Hitze begaben wir uns am Montag in das wunderschöne Städtchen Taormina, welches hoch auf dem Fels nicht nur durch seine atemberaubende Lage, sondern auch durch ein schönes römisches Amphitheater auf sich aufmerksam macht. Gefolgt wurde dieser Stadtbummel von einer Abkühlung im Meer, nahe der Isola Bella. In unseren überteuerten Liegestühlen genossen wir diesen Nachmittag und die gute Gemeinschaft untereinander.

Als es am Dienstag Richtung dem grössten europäischen Auffangzentrum für Flüchtlinge losging, waren wir schon alle ziemlich aufgeregt und gespannt. Was würde uns erwarten? Wie würden die Gespräche mit den Flüchtlingen verlaufen? Es war geplant uns mit einer Gruppe von Flüchtlingen in einiger Entfernung des Camps, bei einem befreundeten Bauern zu treffen, da wir nicht in das Lager hinein gehen dürfen. Unsere Spannung erreichte einen Höhepunkt, als wir erfuhren, dass es nahe des Zentrums einen Aufstand gab, da einige Flüchtlinge gegen ändernde Bestimmungen innerhalb des Camps protestierten. Offensichtlich wurden Autos angezündet und es flogen Steine auf die umliegenden Strassen. Die Wege, welche nicht von den revoltierenden Gruppen abgeblockt wurden, besetzten bis auf die Zähne bewaffnete Polizisten. Es gab für uns kein Durchkommen und die Flüchtlinge durften auch nicht aus dem Eingangsportal raus. Es blieb uns nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu beten, dass sich die Lage beruhigen würde und wir die zweistündige Fahrt nicht umsonst zurückgelegt hatten.

Gott sei Dank wurde es am Nachmittag wieder ruhiger und dank der Hartnäckigkeit unseres Gastgebers liess uns die Polizei schliesslich passieren. Auf dem Gartensitzplatz des Bauern trafen wir schliesslich auf die Gruppe von Männern aus dem Camp. Zuerst waren die Gespräche beiderseits noch etwas zaghaft. Doch nach einiger Zeit mit Essen und Anbetungsliedern entwickelten sich sehr bewegende Gespräche und als es schliesslich Zeit war Adieu zu sagen, war es klar – wir hatten neue Freunde gewonnen. Was für eine bereichernde und inspirierende Zeit!

 

Tage 7 und 8

Wenn man schon am Fusse des Ätnas (Piedimonte Etneo) weilt, dann sollte man doch auch sehen, wie es da oben aussieht und was da auf einem zukommen könnte. Wir waren von der Vielfalt dieser Vulkanumgebung und von den Gegensätzen zwischen verkohlter Lava und Fruchtbarkeit fasziniert. Es war echt lohnenswert, sich das anzusehen.

Der Nachmittag war geprägt von gemeinnütziger Gärtnerarbeit. Unter sehr viel Publikumsaufmarsch und auch kritischen Blicken oder Bemerkungen übten sich unsere Schüler im Oleanderschneiden. Auch unser Schulleiter hat dabei gelernt: in Sizilien lässt man das Gartenwerkzeug nicht einfach unbeaufsichtigt liegen – es sei denn es ist angebunden.

An unserem letzten ganzen Tag dieser vielseitigen Abschlussreise machten wir uns auf den Weg ins Landesinnere um dort Zeit mit Flüchtlingen zu verbringen, für sie zu singen und predigen. Nach einer zweistündigen Reise ins Landesinnere trafen wir in einem Heim für Flüchtlinge auf vorerst nur eine kleine Gruppe von Männern. Da das Treffen mit uns sozusagen «freiwillig» war, freute es uns besonders, dass mit der Zeit immer mehr und mehr Männer in den kleinen Raum strömten um uns zu treffen, bis er zum Bersten voll war. Zwischen unseren Anbetungsliedern, gab Enos auf Englisch ein paar feurige Inputs. Diese wurden simultan auf Urdu und Französisch übersetzt. Die meisten dieser vorwiegend muslimischen Männer kamen das erste Mal auf diese Art mit dem Evangelium in Berührung. Daneben war für sie das Gespräch und Posieren mit unseren Jugendlichen ein Höhepunkt.

Beim Besuch bei einem befreundeten pakistanischen Computerbastler schlürften wir dann alle unsere gesalzenen Limonaden. Hätten wir die Länge der vor uns liegenden Rückfahrt erahnen können, hätten wir vermutlich nochmals nachgeschenkt.

Abends nach dem eine Stunde verspäteten Nachtessen, waren sich bei der gemeinsamen Austauschrunde mit unseren Gastgebern alle einig: diese Zeit war für alle in vielerlei Hinsicht sehr lehrreich, inspirierend und bewegend. Und wir werden diese Tage in Sizilien nicht vergessen!